der Gelbe Löwe 

- Unser Haus hat eine lange Geschichte -

Archäologe Dr. Thomas Liebert M. A., auch Fürther Kreisheimatpfleger, war für die archäologischen Untersuchungen des sanierungsbedürftigen Fachwerkbaus beauftragt worden und entdeckte dabei reichlich Spuren früherer Menschen und Begebenheiten.

Der folgende Bericht gewährt einen aufschlussreichen Blick in das Leben unserer Vorfahren und stammt aus der Feder von Dr. Thomas Liebert und K. Rüdiger M.A.:

Erste Grabungskampagne im Jahr 2018 Das Gasthaus „Gelber Löwe“ ist ein Bauwerk mit Tradition und langer Geschichte. Zusammen mit der Pfarrkirche und dem Gasthof „Rotes Ross“ dominiert das hochaufragende, prächtige Fachwerkgebäude den Ortskern von Großhabersdorf. Gleich einem Eisberg, der sich oberhalb der Wasserlinie nur zum geringeren Teil zu erkennen gibt, verbarg sich bislang auch ein bedeutender Teil der Siedlungsgeschichte der Parzelle im Untergrund. Erst dank der im Zuge seiner Sanierung notwendigen Bodeneingriffe erhalten wir Einblicke in die Zeit vor der Erbauung des Gasthauses in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Diese Zeiten waren offenbar sehr bewegt. So konnten bei den archäologischen Untersuchungen bislang drei Brandschichten unterschiedlicher Zeitstellung freigelegt und dokumentiert werden. Sie wurden in nahezu allen Be- reichen des heutigen Gebäudes in verschiedenen Tiefen angetroffen. Die älteste Brandschicht entstand den Funden zufolge im späteren 14. bis 15. Jahrhundert.

Nun können Häuser zwar infolge von Blitzschlag, Unachtsamkeit usw. niederbrennen, denkbar sind aber auch kriegerische Ereignisse. Für die angesprochene Brandschicht kämen die Ereignisse des Städtekrieges von 1388 ebenso in Betracht wie der erste Markgrafenkrieg von 1449/50. Die jüngste Brandschicht ist dagegen mit einiger Sicherheit auf den 30-jährigen Krieg zurückzuführen, der tiefe Narben in unserer Region hinterlassen hat. Wo etwas niederbrennen kann, muss zum Zeitpunkt des Brandes etwas gestanden haben. Davon zeugen Reste verkohlter Holzbalken ebenso wie Mauerfundamente, die unter dem bisherigen Fußbodenniveau anzutreffen sind. Insbesondere unter der ehemaligen Gaststube und deren rückwärtigen Räumen befinden sich Fundamente, deren Lage und Orientierung deutlich vom bestehenden Bauwerk abweicht und die demzufolge von Vorgängergebäuden stammen müssen (Abb. 1). Hierbei zeichnen sich nicht nur eine Aufteilung in zwei voneinander getrennte Gebäude ab, sondern auch bestimmte Nutzungsbereiche innerhalb der ehemaligen Bebauung. So zeigt uns eine aus Ziegeln gemauerte Herdstelle den Standort einer ehemaligen Küche an. Ein seltener archäologische Befund, der uns lebhaft vor Augen führt, wie im späten Mittelalter gekocht wurde. Reste der Kochtöpfe, in denen auf der Herdstelle gekocht wurde, wurden nicht nur im unmittelbaren Umfeld der Herdstelle gefunden. Eine vor Errichtung der Küche angelegte Wegpflasterung hat man kurzerhand in der Küche belassen und als Fußboden weitergenutzt. An verschiedenen Stellen in und hinter dem Gebäude wurden zudem Teile ehemaliger Ställe gefunden, die Nutztierhaltung auf dem Areal im Mittelalter belegen, darunter auch ein kleiner gemauerter Schweinekoben. Aus dem 14./15. Jahrhundert und der Zeit davor stammen ein weiteres Pflaster vor dem Gebäu- de sowie eine mögliche Bachbettauskleidung, die beide weit mehr als einen Meter unter der heutigen Oberfläche angetroffen wurden. Auf diesen Pflasterungen blieben im feuchten Milieu unter anderem Reste von Lederschuhen bestens erhalten. Eine weitere zweiphasige Pflasterung liegt im Hofbereich auf der Nordseite. Eine hölzerne Wasserleitung sowie ein kleiner aus Ziegeln gesetzter Kanal zur Entwässerung zeugen von der vielfältigen Nutzung des Anwesens in der Vergangenheit.